AUFBAU NACHHALTIGER GESUNDHEITSPROJEKTE NACH SQM
BGM-Wissen | 26.04.2022
Tim Klingmann & Sophia Handrick (MOOVE GmbH)

Die Bedeutung der Integration des Themas Gesundheit in den Arbeitsalltag ist nicht neu. Obwohl Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung inzwischen in immer mehr Unternehmen in Deutschland zu finden sind, zeigen sich bei genauerem Hinsehen große Qualitätsunterschiede. Besonders deutlich sind diese bei den Faktoren „zielgerichtetes Vorgehen“ sowie „Nachhaltigkeit“ zu erkennen. Denn nicht selten werden einmalige Angebote ohne eine fundierte Begründung durchgeführt, welche weder die gewünschten Zielgruppen erreichen, noch einen nachhaltigen Effekt bei den Teilnehmer:innen erzielen.
Doch was unterstützt dabei, mit diesen Herausforderungen umzugehen?
Es gibt inzwischen immer mehr wissenschaftliche Hinweise, dass ein systematisches Vorgehen bei der Vorbereitung von Interventionen zu einem erhöhten Erfolg der Maßnahmen führt. Der Schlüssel ist demnach die Anwendung von theoriebasierten Planungsmodellen. Denn nur, wenn wir ein Verständnis für die Wirkmechanismen des menschlichen Gesundheitsverhaltens entwickeln, kann gezielt an den relevanten Stellstrauben gedreht werden, um vorab definierte Ziele zu erreichen.
Natürlich bleibt auch trotz dieser Erkenntnis die Konzeption nachhaltiger Interventionen der Prävention und Gesundheitsförderung komplex. Um diesen Sachverhalt für Unternehmen zu erleichtern, aber trotzdem systematische sowie fundierte Programme durchzuführen, arbeitet die MOOVE GmbH mit dem SQM-Modell.
Was verbirgt sich dahinter?
Das SQM-Modell orientiert sich an aktuellen Erkenntnissen der Verhaltensforschung und fasst diese in einer praxisnahen Schablone für die Anwendung im Rahmen von Gesundheitsprogrammen zusammen.
Die Buchstaben des Modells stehen für S – wie Sensibilisierung, Q – wie Qualifizierung und M – wie Motivation. Um ein Gesundheitsprojekt in einem Unternehmen möglichst nachhaltig zu gestalten, sollten diese drei Komponenten stets Berücksichtigung finden.
Die zu Beginn erforderliche Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen dient in erster Linie zur Aufklärung, dass bestimmte Verhältnisse und das eigene Verhalten die Gesundheit beeinflussen können – sowohl positiv als auch negativ. Zudem hilft die Sensibilisierung den Teilnehmer:innen dabei, ihre eigene Situation einzuschätzen, eine gewisse Emotionalität zu erzeugen und eventuell vorliegende Herausforderungen zu erkennen. Dies kann beispielsweise durch die Durchführung von Screening-Maßnahmen, Impulsvorträgen oder auch Gamification erfolgen.
Viel zu häufig finden Interventionen der betrieblichen Gesundheitsförderung jeodch an diesem Punkt schon ihren Abschluss. Die Aufklärung und das geweckte Interesse reichen jedoch noch nicht aus, um nachhaltige Verhaltensänderungen bei den Betroffenen zu bewirken. Die menschliche Verhaltenssteuerung ist dafür zu komplex und der Weg zwischen Absicht (Intension) zu tatsächlichem Verhalten (Volition) sehr weit.
Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sollte nun nach dem SQM-Prinzip die Qualifizierung folgen, welche vor allem positiv auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (self-efficacy) der Mitarbeiter:innen wirkt und ihnen die benötigte Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht. In gezielten Maßnahmen, wie Workshops, Individual-Coachings, Kursprogrammen oder mittels Schulungsunterlagen erhalten die Teilnehmer:innen gezieltes Hintergrundwissen. Durch diese Qualifizierung erlangen die Betroffenen die essenziellen Informationen, um sich in der Entscheidungsmacht zu sehen, eigenständig etwas am persönlichen Gesundheitszustand verändern zu können.
Haben die Phasen der Sensibilisierung und Qualifizierung stattgefunden, wurde schon viel erreicht. Trotzdem hat zu diesem Zeitpunkt noch keine Integration in den (Arbeits-)Alltag stattgefunden und eine langfristige Verhaltensänderung ist noch nicht zu erwarten.
Aus diesem Grund schließt sich an dieser Stelle die Phase der Motivation an. Um das erlernte Wissen auch kontinuierlich anzuwenden sowie unser Verhalten zu reflektieren, bedarf es einer regelmäßigen Erinnerung sowie eines Anreizes. Hierbei spielen externe Faktoren, wie der soziale Einfluss eine zentrale Rolle – das Verfolgen gemeinsamer Ziele, Mitstreiter und externe Impulse können dabei hilfreich sein. Diesen Sachverhalt sollten wir uns in Programmen für die Phase der Motivation sowie eine damit einhergehende nachhaltige Verinnerlichung zu Nutze machen. Formate wie Knowledge Nuggets (Wissenshappen), Reflexions-/ Refresher-Workshops, Individual-/ Gruppen-Coachings sowie praxisbezogene Anwendungsaufgaben halten das gewünschte Thema über einen längeren Zeitraum präsent und fördern den wichtigen Austausch darüber.

Bei allen Phasen des Prinzips ist es – je nach Zielgruppe – möglich durch die Auswahl adäquater Formate in Präsenz, digital oder auch hybrid zu arbeiten. Zudem lässt sich das Modell auf verschiedene Themengebiete der Gesundheit anwenden, wodurch es gleichermaßen einen Rahmen für Ergonomieprojekte sowie Programme der Gesunden Führung bieten kann.
Wichtig ist hierbei zu berücksichtigen, dass das Durchlaufen der Phasen des SQM-Modells nicht innerhalb eines Tages möglich ist. In der Regel benötigt ein Programm etwa die Dauer von zwei bis drei Monaten. Beachten wir jedoch wissenschaftliche Erkenntnisse, dass das Etablieren von Gewohnheiten sowie Verhaltensänderungen durchschnittlich 66 Tage benötigen, erscheint dieser Zeitraum konsequent.
Wie in der Abbildung zu sehen ist, stellen eine Analyse vorab sowie die Evauation im Anschluss sinnvolle Ergänzungen zur SQM-Systematik dar, welche beim Aufbau der Programme empfohlen werden. Auch eine Bewerbungs- und Kommunikationsphase zur Einleitung des Vorhabens sollte nicht vernachlässigt werden.
Eine Analyse ist insbesondere dann notwendig, sollten die Herausforderungen und Bedarfe der zu erreichenden Zielgruppe noch nicht vorliegen. Neben dem Einsatz klassischer Befragungstools hat sich nach jahrelanger Erfahrung die Durchführung von Analyse-Workhops bewährt. Die sogenannte Open-Space-Konferenz bietet neben einer ersten Sensibilisierung auch die Möglichkeit mit den Mitarbeiter:innen ins Gespräch zu kommen und ihre tatsächlichen Bedürfnisse zu erfahren. Neben einer Orientierungshilfe deckt das Verfahren zudem eine möglicherweise noch viel wichtigere Komponente ab: Die Selbstkonkordanz. Stimmen gewählte Ziele eines Programms stärker mit den Wünschen, Interessen und Bedarfen der Mitarbeiter:innen überein, wird ein positiver Effekt auf die Verfolgung und Erreichung dieser ermöglicht.
Das SQM-Modell lässt sich ebenfalls wirksam für die vorbereitende und begleitende Projektkommunikation einsetzten, da es eine strukturierte Vorgehensweise erleichtert. Das SQM-Modell lässt sich im Kommunikationsbereich mit diesen Zielstellung beschreiben:
Sensibilisierung: Erreichen von Emotionalität
Qualifizierung: Gewährleistung der Informationsvermittlung
Motivation: Generierung und Erhalt der Teilnahmen
Zur Erreichung dieser Ziele stehen verschiedene Materialien zur Verfügung, wie beispielsweise verschiedene Kommunkationsmodule, wie Kick-Off-Veranstalltungen, Video- und Audiodateien, Social-Media-Marketing, Flyern etc. Die individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der Unternehmen ist dabei elementar.
Insgesamt sollte der SQM-Prozess in der vorbereitenden Projektkommunikation komplett durchlaufen werden und während der Projektlaufzeit sollte der Fokus auf einem zielgerichteten Wechsel von qualifizierenden und motivierenden Kommunikationsmodulen liegen.
Der Abschluss eines jeden Gesundheitsprojektes bildet die Evaluation, die je nach Projektdauer, Zielstellung und Komplexität unterschiedlich ausgestaltet sein kann.
Zusammenfassung
Auch heute besteht das Vorgehen im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements unserer Meinung nach noch zu häufig aus unstrukturierten Einzelmaßnahmen, die ohne fundierte Begründung durchgeführt werden, wenig wirksam sind und oftmals einen nachhaltigen Effekt vermissen lassen.
Mit dem SQM-Modell werden wichtige Erkenntnisse der Verhaltensforschung und ein struktiertes Vorgehen in die Projekte integriert und leisten damit einen Beitrag, das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Unternehmen in Deutschland wirksamer und nachhaltiger zu gestalten.
Das Vorgehen nach dem SQM-Modell erleichtert außerdem die Anwendbarkeit von Best-Practice-Wissens auf unterschiedliche Unternehmen und dient gleichzeitig als wichtiges Standbein der Qualitätssicherung.
Unterstützen Sie uns dabei, das Betriebliche Gesundheitsmangement weiterzuentwicklen, indem Sie die Erkentnisse des Artikels für Ihre struktrierte Projektplanung nutzen.
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Dann wenden Sie sich jederzeit an unsere Experten: info@my-moove.de
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