NUR WEIL WIR DIE AUGEN ZUMACHEN, HEIßT ES NICHT, DASS WIR NICHTS TUN!
BGM-Wissen | 26.03.2021
Leonie Tüngel (Projektmitarbeiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement, MOOVE GmbH)
Christoph v.d. Malsburg – Unternehmer, Coach, Speaker und Spezialist im Bereich Schlaf und Bastian Schmidtbleicher – Geschäftsführer MOOVE GmbH, kamen für unseren Podcast „In anderen Worten…“ zusammen, um über Schlaf und Regeneration zu sprechen.
Frei nach dem Motto „Es ist nicht der Montag, der Schuld ist, sondern das Wochenende davor“, geben Sie detaillierte Einblicke rund um das Thema Schlaf und warum genau dieser Bereich immer wichtiger in unserer Gesellschaft und auch in den Unternehmen wird.
Unser Gast Christoph v.d. Malsburg hat eine spannende Vita für einen Schlafexperten, was ihn zu dem perfekten Ansprechpartner macht: Durch einen enormen Erfahrungsschatz und langjährige Arbeit im wirtschaftlichen Sektor ist er selbst vertraut mit Herausforderungen, denen wir tagtäglich in unserer Leistungs- und Produktivitätsgesellschaft ausgesetzt sind. Aktuell zeigt sich eine Umstellung in vielen Unternehmen hin zum Homeoffice. Diese teils flexiblere Arbeits- und Tagesgestaltung macht sich auch nachts bemerkbar. So können längere Arbeitszeiten, eine fehlende Trennung zwischen Beruf- und Privatleben und keine klare Abgrenzung nach dem Feierabend dafür sorgen, dass unsere Gedanken noch auf Hochtouren laufen, wenn unser Körper schon längst angekündigt hat: „Ich bin müde!“.

DER TAG IST DIE BESTE VORBEREITUNG FÜR DIE NACHT
Erholung und Regeneration findet nicht nur nachts statt. Wenn wir wissen, wann wir am Tag unser Leistungshoch haben und wann es Zeit für eine Pause oder gar eine längere Auszeit ist, dann beinhaltet dies gleichzeitig die ideale Vorbereitung für eine wohltuende Nacht. Machen wir uns frei von dem Gedanken der Leistungsgesellschaft. Unser Körper ist nicht rund um die Uhr leistungsfähig und das ist auch gut so. Warum also ist es dann eigentlich noch verpönt, wenn jemand mittags durch ein Power-Napping zu mehr Energie kommt? Oder wir einfach mal unsere Augen schließen möchten, weil es uns guttut? Lassen Sie uns genau das tun, was wir für unsere Energiekurve tagsüber brauchen, um so auch nachts das „Wohlfühl-Level“ zu steigern.
Der Bereich des Wohlfühlens hängt eng mit der Schlafqualität zusammen und ist gleichzeitig von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Hier gibt es nicht „genau das Eine“ oder in Christoph v.d. Malsburgs Worten: „den Stein der Weisen“. So unterscheidet sich allein die Schlafdauer schon im Stundenumfang erheblich: Hier kann von 6 bis 9 Stunden alles dabei sein. Dass wir also mindestens 8 Stunden jede Nacht schlafen müssen, kann eher als Mythos bezeichnet werden. Wir befinden uns nachts auch nur zu ca. 20% in der Tiefschlafphase. Das ist eigentlich nicht viel, reicht für unseren Organismus aber aus. Sollten Sie sich also das nächste Mal von Ihrer Smartwatch ertappt fühlen, die Ihnen von unzureichenden Tiefschlafphasen berichtet, so bleiben Sie ruhig und gelassen. Die Uhren ziehen Rückschlüsse aus Bewegung, Puls und Lärm, was die ein oder andere Fehlerquelle zum Vorschein bringt.
Ein weiterer Mythos besagt, dass wir vor 00.00 Uhr den besten Schlaf bekommen. Auch dies zählt zu veralteten Denkmustern, da unsere innere Uhr – die Chronobiologie – nicht immer gleich tickt. Das wird vor allem die Abendtypen freuen, die gerne nach 00.00 Uhr zu Bett gehen und morgens lieber länger im Bett bleiben. Der Forschung nach zu urteilen, ist dies in Betrachtung der Energiekurve sinnvoll, da Abendtypen einen deutlichen Leistungsschub gegen Abend hin vermerken.
DER MONTAG – UNSER FEIND
Was hat es eigentlich damit auf sich, dass viele den Montag und die Anfänge der Wochen fürchten? Im Prinzip nichts, denn es ist das Wochenende, was oft für Verwirrung unserer Chronobiologie führt. Hier befinden wir uns plötzlich in anderen Gewohnheiten, Schlaf- und Zubettgeh-Zeiten wieder. Das stellt für unseren Körper eine Herausforderung dar. Routinierte Abläufe sind eine Sicherheit, auf die sich auch unsere innere Uhr verlässt. Geraten diese Abläufe außer Kontrolle, geht auch die Sicherheit verloren. Ähnliche Zubettgeh- und Aufsteh-Zeiten können hier Abhilfe schaffen. Natürlich ist es völlig in Ordnung, wenn die Umsetzung nicht immer so funktioniert, wie wir es geplant haben. Unser Körper ist robust und hält auch einige Nächte mit wenig Schlaf gut aus. In diesem Zusammenhang liest oder hört man immer wieder von sogenannten „Einschlaffläschchen“ – die Wunderwaffe bei Schlafstörungen. Eine Wirkung ist sicherlich gegeben, nur sollten wir uns ehrlich fragen, ob es unser Ziel ist „sich wie von einem Nashorn überrannt zu fühlen“ – ebenso Worte von Christoph v.d. Malsburg. Auf lange Sicht gesehen orientieren wir uns lieber an dem Tempo einer Schildkröte wenn es darum geht Erholung zu erlangen.
AUS UNTERNEHMERISCHER SICHT
Auch im Unternehmen können wir uns von dem Gedanken befreien, dass Mitarbeiter:innen am produktivsten sind, wenn sie 8 Stunden durcharbeiten. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Wäre es nicht ideal zu wissen, wann ein:e Mitarbeiter:in die höchste Energiekurve besitzt? Und wie Sie als Unternehmen Ihre Mitarbeiter:innen tagsüber bestärken, sich schon für die Nacht vorzubereiten? Warum integrieren wir das Thema Schlaf nicht mit in die Unternehmenskultur? Die Einstellung und das Wissen der Beschäftigten, zu nächtlicher Ruhe, hat noch keine gleichwertige Verbreitung in den Köpfen, wie beispielsweise das Thema Stress. Zu diesem Wort kann fast Jede:r etwas beitragen und es ist auch aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement nicht mehr wegzudenken. Das Ziel könnte also sein, einen ähnlichen Stellenwert für unseren Schlaf zu erlangen und im Unternehmen zu implementieren. Denn immerhin verbringen wir ca. 27 Jahre unseres Lebens mit Schlafen.
FAZIT
Schlussendlich ist Schlaf ein facettenreiches Thema. Es ist individuell und betrifft jede:n von uns Nacht für Nacht. Auf organisatorischer Ebene bedeutet dies herauszufinden was Mitarbeiter:innen benötigen, um tagsüber die bestmögliche Vorbereitung für die bevorstehende Nacht zu erleben. Auf individueller Ebene ist es ähnlich: Wir dürfen uns selbst besser kennenlernen, um zu wissen und zu formulieren, was genau wir aus dem Werkzeugkoffer benötigen.
Egal auf welcher Ebene wir uns befinden: Es gibt eine große Vielfalt und verschiedene Variationen unserer Schlafvorbereitung. Das Bewusstwerden und der Freiraum des Auslebens sind die Schlüssel für einen erholsameren Schlaf.
In diesem Sinne: Was machen Sie, damit der Montag, nicht zu einem „typischen Montag“ wird?
Haben Sie Fragen oder Unterstützungsbedarf?
Dann wenden Sie sich jederzeit an unsere Experten: info@my-moove.de
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